Groß Kreutz zeigt Glanz der Provinz

11.7. 2019 Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ), von Gabriele Spiller

Groß Kreutz bekommt eine offene Bühne: Im Ballsaal des Gasthauses Zur Eisenbahn im Ort zeigen demnächst Künstler und Amateure, was sie drauf haben. Es werden noch Freiwillige gesucht.

Die Projektinitiatoren vor dem Gasthaus Zur Eisenbahn in Groß Kreutz: Henry Mertens (l.), Björn Gripinski und Anja Panse.

Die Gemeinde bekommt eine offene Bühne: Im Ballsaal des Gasthauses Zur Eisenbahn in Groß Kreutz zeigen Künstler und Amateure, was sie drauf haben. Es werden noch Freiwillige gesucht.

Die profane Kartoffel erscheint in einem goldenen Lichtkranz – so gestalten sich die Ankündigungen der neuen Veranstaltungsreihe „Glanz der Provinz“. Nicht ganz unbescheiden ist im Untertitel von Groß-Kreutzer Kulturnächten im Ballsaal des Gasthauses. „Die Kartoffel ist eine Feldfrucht, sie wird auf dem Land angebaut“, erklärt Initiatorin Anja Panse das Plakatmotiv. Zum einheimischen Gemüse gesellen sich aber auch überregionale Stars, Rainald Grebe zum Beispiel (22. November), oder BOBO&Herzfeld (24. August). Das ambitionierte Programm soll einmal im Vierteljahr laufen – vorausgesetzt es finden sich auch genügend Mutige aus der Umgebung, die vor aller Augen etwas zum Besten geben.

Laien, Künstler und Stars
Der Ablauf ist wie folgt geplant: Nach einer lockeren Stunde Einlass mit Musik, Essen und Getränken präsentieren sich Groß-Kreutzer mit ihren Talenten; sei es Gesang, Tanz, Sprache, Bildende Kunst oder anderes. Wer Leute unterhalten kann, ist herzlich willkommen, denn die Organisatoren hoffen, dass bis zu 200 Zuschauer erscheinen. „Wir haben schon ein paar Anmeldungen“, verrät Anja Panse, „die Bürger und Vereine von Groß Kreutz werden gesehen und präsentieren sich mit kreativem Potenzial.“ In der Stunde danach kommen Gastkünstler aus ganz Brandenburg zu Wort. Im Moment liegt hier noch der Schwerpunkt auf Literatur, denn in diesem Bereich hat die Schauspielerin bereits Gespräche in Theatern in Cottbus und Frankfurt (Oder) moderiert.

Als Höhepunkt ab circa 22 Uhr werden bekannte Musiker zum Abschlusskonzert begrüßt. Die Veranstalterin hat keine Bedenken, dass die lokalen Amateure gegenüber den Profis zurückstehen könnten. „Das fällt nicht ab, sondern ist sehr charmant“, sagt Anja Panse, „wer einen Blackout hat, wird aufgefangen, wir lassen nicht zu, dass sich jemand blamiert.“ Schließlich wolle man die Leute mit ihrem Können zeigen, nicht mit ihrem Nichtkönnen. Außerdem handele es sich nicht um einen Wettbewerb mit Zuschauerbewertung.

Weiterhin kein Kulturbudget
Die innovative Idee hat Fördermittel vom Land und vom Landkreis bekommen, die Macher haben schon jetzt viel Eigenleistung in das Projekt gesteckt. So auch Björn Gripinski, der seit 2013 mit Kollegen die Designagentur Freybeuter in Groß Kreutz betreibt. Gestartet in Potsdam, hat auch der Kommunikationsdesigner aus Magdeburg den Glanz der Provinz entdeckt. „Wir wollten dem Ort, wo wir als Ausstellungsgestalter unser Büro und eine Werkstatt haben, auch etwas zurückgeben“, sagt er. Da er häufig mit Heimatmuseen und Gedenkorten als Auftraggeber zu habe, beschäftigt er sich auch beruflich mit der Identität von Bevölkerungen. „Wie funktioniert eine Gemeinde, welche Impulse braucht ein Ort, um ihn am Leben zu halten“, zählt er auf. Gemeinsam mit Anja Panse aus Potsdam und Henry Mertens aus Dessau, der weitere Kontakte in die Kulturszene mitbringt, wollen die drei in Groß Kreutz mit gutem Beispiel vorangehen.

Der Ballsaal des traditionsreichen Gasthauses Zur Eisenbahn in Groß Kreutz wird zum Kulturtempel: Auf der offenen Bühne sollen sich Künstler und Laien ausprobieren können.

Der Ballsaal des traditionsreichen Gasthauses Zur Eisenbahn in Groß Kreutz wird zum Kulturtempel: Auf der offenen Bühne sollen sich Künstler und Laien ausprobieren können. Quelle: privat

Auch bei der Gemeinde habe man für eine finanzielle Unterstützung vorgesprochen, sagt Björn Gripinski. Die Diskussion, ob man für derlei Projekte einen Kulturetat anlege, den es bisher nicht gebe, habe man rege geführt. Letztendlich wurde der Vorschlag nicht angenommen, es gebe – insbesondere aufgrund des Ausbaus der B 1 – derzeit kein Geld dafür. Die vielen kleineren Vereine in Groß Kreutz, die sich durchweg ehrenamtlich betätigten, hätten ebenso von einem Kulturbudget profitiert. Immerhin bietet „Glanz der Provinz“ ihnen nun eine zusätzliche Plattform für Beiträge zum Ortsleben.

Den Dialog zwischen Einheimischen und Zugezogenen soll auch der alte Ballsaal heraufbeschwören, der seit 140 Jahren in der Hand der Familie Lange geführt wird. Seit mehreren Generationen sind dort unterschiedliche Menschen aufeinandergetroffen, haben sich bestens unterhalten und kennengelernt. Der Glanz der Provinz lebt in dieser kulturellen Institution wieder auf.

Bewerbungen für Darbietungen sind bis zum 15. Juli möglich, E-Mail kontakt@glanz-der-provinz.de. Karten zu 18 Euro verkauft Monika Martin in der Postfiliale, Triftstraße 10, Groß Kreutz, ab 15. Juli. www-glanz-der-provinz.de

Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ), Online Artikel